Karl Marx / Friedrich Engels: Gesamtausgabe (MEGA). Herausgegeben von der Internationalen Marx-Engels-Stiftung. Zweite Abteilung. Band 15: Karl Marx: Das Kapital. Kritik der Politischen Ökonomie. Dritter Band. Hrsg. von Friedrich Engels. Hamburg 1894. Bearbeitet von Regina Roth, Eike Kopf und Carl-Erich Vollgraf unter Mitwirkung von Gerald Hubmann. Mit einer Einführung von Bertram Schefold. Berlin: Akademie-Verlag 2004. XI, 860 S. Text und S. 861-1420 Apparat. – ISBN 978–3–05–003797–4.
Der fünfzigste Band der MEGA enthält die von Engels im Dezember 1894 herausgegebene Druckfassung des dritten Bandes des „Kapital". Sie bot, so Engels im Vorwort, den Abschluß des theoretischen Teils des Marxschen Hauptwerks und löste eine breite Diskussion über das Marxsche System aus. Der dritte Band des „Kapital" sorgt daher bereits seit seiner Veröffentlichung für grundsätzliche, zum Teil bis heute andauernde Kontroversen, insbesondere über Marx' Mechanismus der Transformation von Werten der Waren in Preise und über die damit verbundene Frage nach der Tragfähigkeit der Arbeitswertlehre, über die mit dem tendenziellen Fall der Profitrate verknüpfte Frage nach der Zukunft des Kapitalismus, später auch über seine Thesen zu Geld und Kredit oder zu Konkurrenz und Konzentration.
Nicht nur die Inhalte werden diskutiert, auch die Authentizität des Textes ist bis heute strittig. Denn er fußt zwar auf Marx' Manuskript von 1864/1865, veröffentlicht in Band II/4.2, ist aber das Endprodukt eines langjährigen Redaktionsprozesses. Engels bezog neben dem „Hauptmanuskript" einige weitere Manuskripte zu Einzelfragen ein, die aus dem Zeitraum zwischen 1867/1868 und 1876 stammten und demnächst in Band II/4.3 veröffentlicht werden beziehungsweise in Band II/14 bereits vorgelegt wurden. Durch die Vermittlung der Bezüge zwischen der Druckfassung und den Manuskripten von Marx in der vorliegenden Ausgabe wird es möglich zu erkunden, inwieweit Engels den Text von Marx über das in der Druckfassung von 1894 Sichtbare hinaus veränderte, wo er eigene Akzente setzte und wie stark der Antrieb war, nicht nur als literarischer, sondern auch als politischer Nachlassverwalter zu wirken unter völlig veränderten wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen. So kann sich der Leser selbst ein Bild von der Ambivalenz machen, die Engels' Redaktion prägte: Auf der einen Seite steht sein Bestreben, die Manuskripte originalgetreu wiederzugeben, also „Marx in Marx' Worten" sprechen zu lassen, auf der anderen Seite sah sich Engels aber auch dazu legitimiert, in den Text und die Anordnung der Manuskripte einzugreifen, wenn ihm dies geboten erschien.